Als Hersteller unmittelbar betroffen, eine kurze Stellungnahme:
Die Idee der vollelektrischen Fahrbibliothek ist bestechend und zukunftsträchtig. Auf der Habenseite ganz klar: Keine messbaren Emissionen vor Ort, Energieverbrauch nur bei bewegtem Fahrzeug, Rekuperation der Bremsenergie, absolute Kaltstart- und Kurzstrecken - Gleichgültigkeit.
Problematisch, aber lösbar ist die Beheizung des Fahrzeugs, da Dieselmotor und Kühlmittelkreislauf in bekannter Form entfallen. Für die Heizung ist bei Elektrofahrzeugen generell mehr Energie aufzuwenden als bei konventionell betriebenen Bussen.
Das erste Grundproblem besteht darin, dass geeignete Basisfahrzeuge serienmäßig bestenfalls mittelfristig zur Verfügung stehen werden. Elektromobilität im Nutzfahrzeugbau wird industriell zunächst bei Niederflur - Stadtbussen forciert, wo diese Technik im direkten Vergleich die größten Vorteile aufweist.
Die Alternative des Aufbaus aus Komponenten hat absoluten Prototypencharakter, ist sehr teuer, problematisch in der Ersatzteilbeschaffung und auch nicht immer einfach zu homologisieren. Letzteres vor allem in Anbetracht der verbauten Komponenten aus dem Starkstrombereich.
Das zweite Problem besteht darin, dass die Batterien auch bei eher extensiver Nutzung eine begrenzte Lebensdauer aufweisen und dann teuer zu ersetzen sind. Batterielebensdauer und der Aufwand für die Beheizung sind es auch, die die vergleichsweise günstige Energiebilanz eintrüben.
Bleibt als Fazit, dass im Zuge der Elektrifizierung des Straßenverkehrs die elektrische Fahrbibliothek kommen wird. Es fragt sich nur, wann.
Da jegliche Emissions- und Umweltschutztechnologie dann am effizientesten ist, wenn sie intensiv genutzt wird, lässt sich im Falle der Fahrbibliotheken das "wann" eher entspannt abwarten.
Viele Grüße
Lutz Steiner (Dipl. Ing. (FH))
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