Wie ist das mit der Grenze? Die deutsch-dänische Grenze, wie wir sie heute kennen, verläuft dort erst seit dem Jahr 1920. Ergebnis: nördlich der Grenze lebt eine deutsche Minderheit und südlich davon eine dänische. Um Kultur und Identität zu bewahren, sind Bibliothekseinrichtungen unumgänglich. Hierzu gehören auch mobile Bibliotheken.
Die Bücherbusse der Minderheiten im ehemaligen Herzogtum Schleswig fahren unter dem Motto ”Klein, aber fein!” Die mobile Versorgung ist bei uns über 90 Jahre alt. Besonderheit: beide Institutionen sind angelehnt an das dänische Bibliotheksgesetz: der Zugang zu Kultur und Informationen ist für jeden frei und kostenlos!
In Südschleswig umfasst unser Sortiment fast ausschließlich dänische und nordische Medien, in Nordschleswig dementsprechend deutsche.
Größere Fahrzeuge waren bei uns nie möglich. Deshalb umso wichtiger: die mitgeführten Medien müssen ansprechend präsentiert und vermittelt werden – less is more oder: aus der Not eine Tugend gemacht. Für unsere Bücherbusse ist keine Straße zu eng, kein Schulhof oder Hofplatz zu klein! Ergebnis: die Ausleih-Statistik unserer ”Bogbusser” kann sich sehen lassen.
Die neuen dänischen Fahrbüchereien ermöglichen Booking-Angebote, wie z.B. ”Kultur-Café”, “Kinder-Kultur-Rucksack” und Veranstaltungen. Sie dienen damit als Vorbild für die hoffentlich bald erneuerten Bücherbusse der deutschen Minderheit nördlich der Grenze.


Zur Person
Irina Bogovic, Jahrgang 1970, schloss Ende der 1990er Jahre ein Magisterstudium für Osteuropa und Betriebswirtschaft an der Freien Universität Berlin und der Humboldt-Universität zu Berlin ab und war anschließend in Deutschland in verschiedenen Unternehmen in Marketing, Vertrieb und interkultureller Kommunikation tätig.
Ihr Lebensweg führte sie in ihre neue Wahlheimat Dänemark, wo sie ein dänisches Studium absolvierte und in 2021 von der SDU Kolding ihr Bachelordiplom für Bibliothekswissenschaften und Wissenskommunikation erhielt. Ihre Bachelorarbeit behandelt die Perspektive der Bücherbusarbeit des Büchereiverbandes der deutschen Minderheit in Dänemark.
Seit August 2021 ist sie in der Zentralbücherei Apenrade als Bibliothekarin angestellt und Mitglied der Arbeitsgruppe zur Konzeptentwicklung für den zukünftigen Einsatz der Bücherbusse. Außerdem umfasst ihr Tätigkeitsfeld – neben der bibliothekarischen Arbeit – die Bereiche der deutsch-dänischen Kooperationen, Veranstaltungsorganisation, Social Media und einige Marketingaufgaben.
Karl Fischer, Jahrgang 1956, in Flensburg geboren und in der dänischen Minderheit aufgewachsen, ist seit 2012 dänischer Staatsbürger.
Er studierte in Hamburg 1976-79 Bibliothekswesen und legte von 2011-13 einen Master in Experience Leadership (MOL) an der Roskilde Universitet nach.
Erste Erfahrungen mit mobilen Bibliotheksdienstleistungen machte er von 1980-83 bei der Fahrbücherei Husum des Deutschen Grenzvereins.
Seit 1983 ist er bei der Dansk Centralbibliotek for Sydslesvig in Flensburg angestellt.
Hier hat er unter anderem bei der Planung und Entwicklung der mobilen Dienstleistungen für die dänische Minderheit mitgewirkt. Dies umfasst auch die Produktion von drei maßgeschneiderten Generationen von Bibliotheksfahrzeugen.