Bibliothekswesen in Luxemburg
Eine Bibliothekslandschaft die sich aufgrund der politischen Situation nur zögerlich entwickelte und von den politisch Verantwortlichen immer gern vernachlässigt wurde. Auf den ersten Blick eine traurige Bilanz. Aber nichts ist so schlecht, dass es nicht auch für etwas gut ist. So hat diese eher ernüchternde Feststellung zur Geburt des „Bicherbus“ beigetragen. Denn wenn die nötige Infrastruktur nicht vorhanden ist und man einen Rückstand in Bezug auf Kulturelles Angebot eines Landes einzuholen versucht, stellt man fest, dass eine mobile Einrichtung die schnellstmögliche Antwort darauf bringt. So, sahen es wohl, Ende der 70 Jahre, ebenfalls die neuen politisch Verantwortlichen als Sie das Kulturressort bezogen und feststellten, dass man ein Kulturelles Angebot an die Gesellschaft bringen muss um Bildung und gesellschaftliche Entwicklung zu fördern. In diesem Sinne wurde wie so oft die Anregungen von ausländischen Modellen geprägt. In diesem Fall, kam die Anregung aus dem Nachbarland Belgien, wo es bereits eine mobile Bibliothek gab.
Wenn die Bewohner der Vororte und abgelegenen Gebiete Luxemburgs bisher aufgrund der Abgeschiedenheit und des Mangels an Leseinfrastruktur ihr Recht auf Zugang zur Kultur nicht wahrnehmen konnten, wird dieses Problem, wenn auch nur teilweise, dank der Einführung des mobilen Bibliotheksdienstes gelöst.
Obwohl das Konzept übernommen wurde, hat das Großherzogtum Luxemburg es an die Bedürfnisse und Gegebenheiten des Landes angepasst. Daher wird der Rahmen, der sie regelt, wahrscheinlich einige Besonderheiten in Bezug auf ihre Arbeitsweise und ihre Mission mit sich bringen.
Geschichtlicher Überblick
Der Bicherbus-Dienst wurde seit seiner Inbetriebnahme im Jahr 1982 von einem kleinen, kreativen und motivierten Team immer wieder neu erfunden, überarbeitet und verbessert. Mit dem Inkrafttreten des Gesetzes vom 24. Juni 2010 über öffentliche Bibliotheken wurde der Bicherbus-Dienst in die Nationalbibliothek integriert.
Doch der Einzug in ein gemeinsames Zuhause hat über 10 Jahre auf sich warten lassen. Ein Umzug bietet stets die Gelegenheit für einen Neustart, sagt man so schön. Es eröffnen sich daher, für die Fahrbibliothek neue Möglichkeiten, stellt es auch vor neuen Herausforderungen und führt aufs Neue zu einer Infragestellung der Fahrbibliothek.
Alles begann mit einem Büchermobil von Libramont, Belgien, das einem luxemburgischen Bibliothekar für einen Zeitraum von 2 Jahren zur Verfügung gestellt wurde. Dies folgt auf eine Vereinbarung, die 1978 zwischen dem luxemburgischen Kulturministerium und der belgischen Provinz Luxemburg unterzeichnet wurde.
Der heutige Bicherbus-Service ist eine Erweiterung seiner Version, die 2010 nach seiner Eingliederung in die Nationalbibliothek geboren wurde.
Damals wurde es initiiert und dem Kulturministerium unterstellt.
Wenn sich der mobile Bibliotheksdienst heute zu einem echten öffentlichen Dienst entwickelt hat, der mehr als 81 luxemburgische Ortschaften anfährt, liegt das daran, dass er sich im Laufe der Zeit immer wieder neu erfindet, um seine Mission einer Ergänzungsbibliothek gerecht zu werden und somit ein Zugang zu Büchern in den Ortschaften wo es keine Standhafte Bibliothek gibt, zu gewährleisten.
Die Bestände der mobilen Bibliothek wurden auch an den Kollektivkatalog des luxemburgischen Bibliotheksnetzwerkes bibnet.lu angegliedert und können seither von den Nutzern abgerufen werden, um ihre Bücher im Voraus vorzumerken und den Abholort festzulegen. All dies geschieht über die a-z.lu Suchmaschine.
Die Entwicklung hörte hier nicht auf, denn im Jahr 2011 wurde ein neues Busfahrzeug namens „Bicherbus 1“ angeschafft und in Betrieb genommen. Zwei Jahre später wurde ein zweites Busfahrzeug gleicher Bauart und gleicher Betriebsart unter der Bezeichnung „Bicherbus 2“ in Dienst gestellt. Im selben Jahr wird der an das nationale Netz angeschlossene Bicherbus-Service bibnet.lu und seine Mittel schrittweise bis 2015 in den Verbundkatalog aufgenommen.
Der mobile Bibliotheksdienst wäre wahrscheinlich ohne die Unterstützung der staatlichen Institutionen in Luxemburg nicht möglich gewesen. So wurde nach der Unterzeichnung des Abkommens über die Schaffung mobiler Bibliotheken zwischen dem luxemburgischen Kulturministerium und der Provinz Luxemburg in Belgien im Jahr 1978, am 26. Dezember 1978 ein Haushaltsgesetz über die „Volksbibliotheken“ verabschiedet.
Der Bicherbus, steht allerdings in ständiger Konfrontation mit den Realitäten des luxemburgischen Territoriums, dem er dient. Dies sind vor allem die Mehrsprachigkeit, das Kredit- und Dienstleistungsmanagement, sowie die Zusammenarbeit mit den Kommunen.
Neuausrichtung, der Corona Pandemie geschuldet!
Dazu kommt, die Abschaffung der Leistungen des Bicherbus-Angebotes gegenüber den Grund- und Vorschulen seit Beginn des neuen Schuljahres im September 2020.
Diese Entscheidung wurde getroffen, da das Gesetz über die Organisation des Grundschulunterrichts besagt, dass jede Schule verpflichtet sei über eine Schulbibliothek zu verfügen.
Andererseits, war es aufgrund des begrenzten Platzes im Bicherbus keineswegs möglich, Schulklassen unter die von der luxemburgischen Regierung im Rahmen der Bekämpfung von Covid-19 beschlossenen Maßnahmen, zu empfangen.
So war die Fahrbibliothek verpflichtet sich neu auszurichten um eine Wiederaufnahme seines Dienstes im Einklang mit den geltenden Vorschriften im Rahmen der Pandemie Bekämpfung nach der Zeit des Corona-Lockdown zu gewährleisten.
Ende November letzten Jahres migrierte das Bibliotheksverwaltungssystem des nationalen Netzwerks der luxemburgischen Bibliotheken bibnet.lu* auf eine Cloud gestützte Bibliotheksdienstplattform.
Herausforderungen
Angesichts der bevorstehenden Herausforderungen, durch die neuen Technologien und den rasanten gesellschaftlichen Wandel, gemäß dem Koalitionsvertrag 2018-2023 der aktuellen Regierung und im Rahmen der Umsetzung des Kulturentwicklungsplan 2018-2028, dessen Maßnahme die „Reform des aktuellen Gesetzes vom 24. Juni 2010 über öffentliche Bibliotheken“ vorsieht, nimmt die Identitätssuche einen neuen Anlauf.
Eine weitere große Herausforderung stellt zugleich die Energiewende dar und das damit verbundene Nachhaltigkeitsziel der Luxemburger Regierung im Kontext der Agenda 2030. Verstärkte Elektrifizierung des staatlichen Fuhrparks. Der Anteil von Elektrofahrzeugen an der staatlichen Flotte ist eine der Prioritäten des Koalitionsvertrags, der mit einer Reihe von Maßnahmen zur Reduzierung der CO2-Emissionen einhergeht.
Demnach, eine ungewisse Zukunft für den Luxemburger Bicherbus!
Zur Person
Michel Molinaro
Leiter der luxemburgischen Fahrbibliothek.
Einstellungsverfahren nach den Zugangsbedingungen für den öffentlichen Dienst. (Prüfungs- und Auswahlverfahren)
Seit dem 24.06.2010 in der Luxemburgischen Nationalbibliothek beschäftigt und dort dem Fahrbibliotheksdienst „Bicherbus“ zugeteilt.
Eigentlicher Diensteintritt 01.02.2009 (Mit dem Inkrafttreten des Gesetzes vom 24. Juni 2010 über öffentliche Bibliotheken wurde der Dienst Bicherbus in die Nationalbibliothek integriert
Interne Ausbildung und Kompetenzvermittlung durch die Nationalbibliothek.
Ergänzung der beruflichen Kompetenzen durch Weiterbildungen beim INAP (Nationaler Institut für öffentliche Verwaltung) sowie eine Fernausbildung zum Bibliotheks- und Dokumentationsassistenten beim Centre national de formation à distance (CNFDI).
Weiterbildung und Vertiefung der Kompetenzen als Leiter der Fahrbibliothek im Bereich Management und Kommunikation.
Übernahme der Leitungsfunktion am 01.01.2021.
In dieser Funktion verantwortlich für die interne und externe Organisation des „Bicherbus“-Dienstes und Koordination von Arbeitsabläufen.