ESSLINGEN. Der Einsatz des Oberbürgermeisters hat sich gelohnt. 155000 Euro an Spenden sind inzwischen für den dringend benötigten Bücherbus zusammengekommen. Den Rest soll nun der Gemeinderat im Haushalt für dieses Jahr beisteuern.
„Ich bin mir sicher: 2007 wird das Jahr des Bücherbusses.“ Esslingens Kulturreferent Peter Kastner sieht endlich Licht am Horizont. Zwar hatte man sich im Kulturreferat bereits im Vorjahr optimistisch gezeigt, schon 2006 Ersatz für die marode fahrbare Stadtbücherei besorgen zu können. Doch die schwierigen Verhandlungen mit diversen Busherstellern und logistische Fragestellungen beim Umbau eines herkömmlichen Fahrzeugs in einen Bücherbus haben die Anschaffung noch einmal zeitlich verzögert.
Nun aber sollen Nägel mit Köpfen gemacht werden. Rund 300 000 Euro wird die Anschaffung des neuen Busses kosten. Mehr als die Hälfte der Summe ist mittlerweile durch Spenden abgesichert, wobei 125 000 Euro sich bereits auf dem Spendenkonto befinden und weitere 30 000 Euro fest zugesagt sind. Ermöglicht haben den stolzen Betrag zahllose Einzelaktionen, etwa Lesungen wie die mit Senta Berger in der Württembergischen Landesbühne oder die Versteigerung diverser Bilder aus der Grafiksammlung der Stadtbücherei, ebenso wie Zuschüsse der Heinz-Weiler-Zukunftsstiftung und der Bürgerstiftung sowie der unermüdliche Einsatz von Oberbürgermeister Jürgen Zieger: Erst jüngst beim Neujahrsempfang der Stadt hat er erneut die Werbetrommel für den Bücherbus gerührt. Zum städtischen Beitrag: Nachdem im Vorjahr bereits eine erste Rate für den Bus im Haushalt eingestellt war, muss sich die Stadt 2007 noch einmal mit 80 000 Euro engagieren.
Seit Anfang der 90er-Jahre tut der alte Bücherbus in Esslingen seinen Dienst, wobei das nichts über sein tatsächliches Alter aussagt. Denn für die mobile Stadtbücherei hatte man sich damals ein Gebrauchtfahrzeug ausgesucht. Inzwischen hat das Gefährt immerhin ein Vierteljahrhundert auf dem Buckel – und zumindest in den vergangenen Jahren ist stets die Angst mitgefahren, der Bus könnte seinen Geist aufgeben oder der TÜV die erneute Zulassung verweigern.
Das wäre für die Nahversorgung der Esslinger Stadtteile mit Wissenswertem aus Literatur, Musik und Film ein schwerer Schlag. Sinn der seit 48 Jahren in Esslingen existierenden „mobilen Zweigstelle“ ist es bekanntlich, wenigstens die größten Löcher im städtischen Bibliotheksnetz zu stopfen. Mehrere tausend Esslinger nutzen regelmäßig das Angebot. Rund 4500 Medieneinheiten kutschiert der Bücherbus quer durch Esslingen.
Die ehemalige Leiterin der Esslinger Stadtbücherei, Sibylle Weit, hatte vor rund zwei Jahren auf die dringende Notwendigkeit der Neubeschaffung aufmerksam gemacht – und war damit beim Oberbürgermeister auf offene Ohren gestoßen. Angesichts der Finanznöte der Stadt hatte Zieger jedoch von Anfang an erklärt, ein neuer Bücherbus könne nur in einem gemeinsamen Kraftakt der Stadt und der Bürger beschafft werden. Nun sieht es so aus, als wäre man am Ziel. Allerdings muss der Gemeinderat bei den Haushaltsberatungen den Kauf noch billigen.
aus der Stuttgarter Zeitung vom 12. Januar 2007