Lange hatte sich die Stormarner CDU starrsinnig dagegen gewehrt, die Kündigung der Bücherei-Verträge rückgängig zu machen. Auf Drängen der SPD wird nun wieder neu diskutiert. Eine anteilige Finanzierung der Fahrbücherei durch den Kreis ist wieder im Gespräch.
Bad Oldesloe/Ahrensburg – Es ist ein bisschen wie derzeit in Berlin: Die SPD macht Druck, und die CDU reagiert und ist plötzlich zu Zugeständnissen bereit. Nur mit dem Unterschied, dass es in Stormarn keine Große Koalition gibt. Trotzdem ist in die Finanzierung der Büchereien im allgemeinen sowie der Fahrbücherei im speziellen wieder Bewegung gekommen. Auf der Sitzung des Schul-, Kultur- und Sportausschusses am Dienstagabend in der Beruflichen Schule Ahrensburg wurde ein Antrag der SPD zwar mit der CDU-Mehrheit abgelehnt, trotzdem schließen die Christdemokraten eine finanzielle Beteiligung des Kreises nicht mehr kategorisch aus.
Sigrid Kuhlwein, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD, hatte den Antrag gestellt, bereits zum 1. Januar 2008 wieder zum alten Finanzierungsmodell zurückzukehren. Sprich: Der Büchereiverein Schleswig-Holstein trägt wie jetzt auch 35 Prozent der Gesamtkosten, die anderen 65 Prozent übernimmt der Kreis. So war es bis zum 31. Dezember 2006 geregelt, ehe die CDU mit ihrer absoluten Mehrheit im Kreistag den Rückzug des Kreises aus der Finanzierung beschloss.
„Etliche Gemeinden sind seitdem aus der Finanzierung ausgestiegen und werden nicht mehr vom Bücherbus angefahren“, erklärte Sigrid Kuhlwein. „Und da südliche Gemeinden mehr zahlen, ist die Finanzierung durch die Gemeinden in Zukunft nicht gewährleistet.“ Es bestehe die Gefahr, dass die Fahrbücherei eingestellt wird. Dabei sei sie eine wichtige Aufgabe des Kreises und sichere in Zeiten von „Pisa“ die Versorgung mit Büchern für Menschen, die nicht so mobil seien. „Der Kreis ist dafür zuständig, ein akzeptables Büchereiwesen zur Verfügung zu stellen“, ergänzte Martin Habersaat.
Der Antrag wurde in der Sitzung zwar von der CDU-Mehrheit abgelehnt, die Christdemokraten signalisierten jedoch Gesprächsbereitschaft. „Es werden jetzt schon vier Gemeinden […] nicht mehr angefahren. Und wir denken, dass das zu einem Problem werden kann, dass möglicherweise noch mehr Gemeinden aussteigen“, sagte Johan von Hülsen. Seine Fraktion sehe jedoch derzeit keinen Handlungsbedarf, da die Gemeinden Verträge bis 2009 unterschrieben haben und somit der Bücherbus bis dahin nicht gefährdet sei. 2008 könne man jedoch neu darüber reden, ergänzte der Ausschuss-Vorsitzende Peter Maibom.
„Gut, dass die CDU ihren Fehler erkannt hat“, sagte Andrea Vehlow von den Grünen. „Aber den Punkt ins nächste Jahr zu verschieben, halte ich für fatal.“ Es sei bedenklich, dass schon vier Gemeinden ausgeschieden sind, so Thomas Bellizzi (FDP). „Denn so schließen wir Bürger aus, die dafür gar nichts können.“ Positiv sei aber, dass über das Thema wieder gesprochen werde. „Ich hoffe, dass wir uns wieder annähern.“
Ein Modell könnte sich dabei am Ende durchsetzen, das der CDU-Fraktionsvorsitzende Joachim Wagner ins Spiel gebracht hat. Danach steigt der Kreis wieder in die Finanzierung der Fahrbücherei ein, allerdings nicht mit den vollen 65 Prozent. „Wir haben nicht damit gerechnet, dass tatsächlich Gemeinden aussteigen. Mein Vorschlag ist, dass der Kreis sich den Anteil mit den Gemeinden zur Hälfte teilt“, so Wagner. „Wir wollen den Bücherbus nicht sterben lassen, erwarten aber einen Anteil der Gemeinden.“