Wie der Soester Anzeiger am 15.12.2017 meldet, wird das lange Siechtum der Fahrbücherei im Kreis Soest am kommenden Dienstag beendet. Mehrere Kreistagsfraktionen wollen das Aus formell beantragen und streben stattdessen eine „völlig neue Form der Leseförderung“ an: Lesewettbewerbe, Autorenlesungen, Lesenächte, Lesefestivals. Und irgendwas mit digital.
Was daran neuartig sein soll, bleibt schwammig.
Tja, schade! Da soll einem noch immer hoch motivierten Busteam das Werkzeug genommen werden. Und ein zeitloser Arbeitsplatz, denn lesen lernen Kinder nach wie vor in erster erster Linie mit Bilderbüchern. Die wiederum sind so teuer geworden, dass nicht alle sich den Kauf leisten können. Und den oft weiten Weg zur Bibliothek auch nicht.
Etliche Kinder können mit Bibliotheken wenig anfangen, finden den Bus aber cool.
Der Anspruch, egal mit welchem Bildungsangebot alle zu erreichen, ist vermessen. Erfolgsgeschichten jedes einzelnen Bücherbusses aber sind eine Tatsache.
Vor diesem Hintergrund relativieren sich die Kosten. Bildung beginnt, sich zu lohnen.
Es genügt ein Tag auf dem Bücherbus, das zu erkennen. Den allerdings gönnen sich die wenigsten der EntscheidungsträgerInnen.
Viel Zeit bleibt in Soest nicht mehr. Aber bis zum morgigen 19. Dezember verbleibt ein Funken Hoffnung. Alles Gute!
Lutz Steiner
Es gibt für die Bildung ebenso wenig wie für alles andere ein generelles Erfolgskonzept. Doch dort wo Bücherbusse unterwegs sind, tragen sie ihren Teil zu diesem Erfolg bei. Dazu sind bestimmte Voraussetzungen zu erfüllen. Den Mitarbeitern, die mit Begeisterung und Sachverstand ihre Arbeit angehen, muss ein adäquates Arbeitsmittel an die Hand gegeben werden. Die Fahrbibliotheken müssen der Zeit entsprechen, damit die Leser sich wohl fühlen und ihre aktuellen Ansprüche erfüllt werden. Dazu braucht es unbedingt den Rückhalt in der Verwaltung und der Politik. Dabei war Soest scheinbar auf einem guten Weg, den die finanziellen Mittel waren schon bereitgestellt. Sie jetzt zu streichen, ist in vielerlei Hinsicht fragwürdig. Mit diesem Geld sollte eine Fahrbibliothek angeschafft werden. Das bedeutet Zukunft für die Mitarbeiter, die Lehrer und Erzieher und vor allem auch für die Leser. Es war ein Signal in Richtung Bildung und gesellschaftliches Miteinander. Nicht nur, dass das alles nun wegfällt. Damit fällt auch ein weiteres Stück Vertrauen in die Politik weg. Denn das mit einem Beschluss gegebene Versprechen wird gebrochen. Es ist eine Entscheidung gegen die Bildung. Denn es wird nur nebulös auf eine neue digitale Perspektive verwiesen, die noch nicht mal in klaren Strukturen erarbeitet ist. Es wäre nicht verwunderlich, wenn man in Soest nach Lösungen sucht und dann zum Beispiel in Berlin, Gladbeck, Hamm, im Spreewald usw. nachfragt, die Fahrbibliothek doch wieder auf den Plan kommt. Denn dort und an vielen anderen Stellen funktioniert dieses Konzept. Es ist nicht notwendig, schon bekanntes zu beenden, nur weil es etwas neues gibt. Der Erfolg liegt da, wo beides geschickt mit einander verbunden wird.
Thomas Pommert
Heute, am 19. Dezember 2017, fällt der Kreistag in Soest eine Entscheidung über die Existenz der Fahrbibliothek.
Die Vorlage zu diesem Tagesordnungspunkt ist sehr ausführlich und die sachliche Grundlage für die endgültige Entscheidung.
Sehr interessant zu lesen, hoffentlich nach dem heutigen Abend immer noch ein Thema in der Zukunft: https://politik.kreis-soest.de/bi/vo020.asp?VOLFDNR=1000240
Der Link funktioniert bei mir nicht. Meinst Du dieses Papier?
https://politik.kreis-soest.de/bi/___tmp/tmp/4508103674179328/74179328/01045071/71-Anlagen/01/171218Lesefoerderung.pdf
Bei mir am PC funktioniert der Link, das Dokument wird direkt angezeigt. Dein Link ergibt bei mir nur eine 404-Meldung …
Wieder einer weniger, das ist schade. Dabei hatte sich das Soester Bücherbusteam noch so viel vorgenommen. Schließungen von Bücherbussen; es steht leider zu befürchten, dass es 2017 / 18 nicht bei dieser einen bleiben wird.
Neu und geradezu verstörend ist aber, dass erstmals die Lokalpresse in den Choral der Schließungsbefürworter eingestimmt hat. Laut hinaustrompetet, was sich mit Einstellung des Busses kurzfristig und kurzsichtig einsparen lässt, haben die Mitglieder des Kreisrats kaum noch eine Wahl, wollen sie nicht als VerschwenderInnen am öffentlichen Pranger stehen.
Gedanken sind frei und die Presse ist es auch. Zum Glück.
Dennoch; ein wenig Zeit wird es brauchen, sich innerlich mit Zeitungen zu arrangieren, die sich gegen das gedruckte Wort, Lesen und Bildung aussprechen.
Bücherbus „Killed by Press“ -ein Novum.
Und aus tiefer, eigener Überzeugung nicht zur Nachahmung empfohlen
// Lutz Steiner
Nachwehen:
„Aus“ für den Bücherbus besiegelt (Soester Anzeiger v. 20.12.2017)
Bücherbus: Letztes Kapitel ist gelesen (Westfalenpost v. 21.12.2017)
Bücherbus rollt aus – und wie kommen die Medien zurück? (Soester Anzeiger v. 21.12.2017)
Nach Bücherbus-Aus sind Alternativen gefragt (Soester Anzeiger v. 22.12.2017)
Kommentar: Potenzial nicht erkannt (Westfalenpost v. 2.1.2018)