Kayhude – Das letzte Kapitel der zwölf Jahre alten Bücherbus-Geschichte in Kayhude scheint angebrochen. Um Geld zu sparen, beschloss eine Mehrheit der Gemeindevertreter, den seit 1993 geltenden Vertrag mit der Norderstedter Fahrbücherei zu kündigen. Doch diese Entscheidung wollen andere Kayhuder nicht tatenlos hinnehmen.
„Das ohnehin schon kleine Kulturangebot in der Gemeinde darf nicht weiter eingeschränkt werden. Außerdem gibt es noch andere Gründe, den Bücherbus weiterhin ins Dorf kommen zu lassen“, erklärte Katja Brandau, die mit ihrer Mitstreiterin Birgitt Schröder im Ort mit seinen knapp über 1100 Einwohnern schon mehr als 200 Unterschriften gegen die Vertragskündigung gesammelt hat.
„Unser Gemeindehaushalt ist ausgeglichen, und wir haben noch etwas Geld in Reserve, trotzdem müssen wir sparen. Die Finanzsituation wird eher schlechter als besser“, erklärte Bürgermeister Bernhard Dwenger (CDU). Bei Pflichtausgaben wie der Amtsumlage kann die Gemeinde nichts kappen, wohl aber bei den freiwilligen Ausgaben. „Wir haben schon die Straßenreinigung eingeschränkt. Außerdem leuchten die Straßenlaternen nicht mehr die ganze Nacht hindurch“, erläuterte Bürgermeister Dwenger, dass auch anderweitig gespart werde. Vor dem Beschluss, den Bücherbus auszubremsen und damit pro Jahr 2500 Euro zu sparen, hätten sich die Kommunalpolitiker darüber informiert, wie oft der Literatur-Bringservice genutzt wird. Zwar sind 110 Kayhuder in der Bücherbus-Kartei registriert, doch in 2004 gab es nur 45 regelmäßige Leser.
[…] Seitdem sich die Vertragskündigung im Ort herumgesprochen hat, meldet sich niemand mehr neu an.
„Gerade für Kinder und ebenso für ältere Leser, die kein Auto besitzen, gibt es zum Bücherbus keine zumutbare Alternative“, erklärte Unterschriftensammlerin Katja Brandau, deren Kinder regelmäßig viel Lektüre und Hörspiele aus der mobilen Bibliothek nach Hause tragen. Das Angebot in der per Bus erreichbaren Naher Gemeindebücherei sei dagegen bei weitem nicht so vielfältig wie das der Norderstedter Fahrbücherei, der Weg zur Norderstedter Stadtbücherei mit einer großen Auswahl dagegen zu weit, meint die Bücherbus-Befürworterin.
Den Sparkurs der Gemeindevertretung halten die Protest-Organisatorinnen Katja Brandau und Birgitt Schröder für falsch, zumal vorab die Bücherbus-Nutzer nicht gefragt und etwaige andere Möglichkeiten der Finanzierung nicht diskutiert wurden. Bislang musste die Gemeinde nur einen Teil der Kosten tragen, 55 Prozent werden derzeit durch Zuschüsse von Kreis und des Land gedeckt.
Vorgestern Nachmittag herrschte großer Andrang am Bücherbus. Zahlreiche Sympathisanten der mobilen Leseförderung hatten sich dort getroffen, denn Katja Brandau und Birgitt Schröder übergaben die Unterschriftenlisten an Bürgermeister Bernhard Dwenger.
[zum vollständigen Artikel der Segeberger Zeitung vom 6.9.2005]