[…] 2006 wird das Jahr des neuen Bücherbusses. Nein, so optimistisch, dass man im nächsten Jahr bereits den Bücherbestand aus dem alten Fahrzeug in ein funkelnagelneues umräumen könnte, ist in Esslingen niemand. Aber Roland Karpentier, der Sprecher der Stadt, sagt: „Der Oberbürgermeister ist optimistisch, dass wir im kommenden Jahr einen neuen Bücherbus bestellen können.“ Und auch Ulrich Koch, der Leiter des Bücherbusses, träumt schon einmal von einem neuen Gefährt. Wie bedrohlich die Situation für den „Streetworker der Stadtbücherei“ (Koch) ist, haben die Verantwortlichen immer wieder betont. Fast dauernd kommt es in dem altersschwachen Bus zu Pannen. In diesem Winter ist bereits einmal die Heizung ausgefallen. Und auch die Batterien haben bereits gestreikt.
Kann man solch vergleichsweise kleine Reparaturen noch relativ schnell erledigen, so fürchtet Koch den aus seiner Sicht unausweichlichen Tag, an dem der Bus endgültig den Geist aufgibt. Wenn dieses Ereignis tatsächlich eintreten würde, bevor der neue Bus geliefert ist, hätte das aus Kochs Sicht fatale Folgen: „So einen Service wie den Bücherbus muss man regelmäßig anbieten. Wenn wir also tatsächlich einmal über einen längeren Zeitraum hinweg nicht fahren könnten, wäre die ganze Arbeit bisher umsonst gewesen.“
Damit dies nicht geschieht, ist Oberbürgermeister Jürgen Zieger schon einmal kräftig auf Sammeltour gegangen. 130 000 Euro an Spendenzusagen liegen bereits vor – unter anderem hat sich die Stiftung Hans Weiler mit einem namhaften Betrag engagiert. Und das kommende Jahr haben die Stadtbücherei und die Verwaltungsspitze zumindest inoffiziell zum Jahr des Bücherbusses erklärt. Bei vielen Gelegenheiten wird man die Bürger um Spenden für den Bildungsbus bitten.
[…] Und vielleicht, so die Hoffnung von Ulrich Koch, findet sich ja doch noch ein großzügiger Sponsor oder gar ein Mäzen, der den Traum vom neuen Bus noch ein wenig schneller wahr werden lässt. […]
300 000 Euro, so die momentane Schätzung, würde ein optimal ausgestatteter neuer Bücherbus kosten. Aber auch mit 260 000 Euro ließe sich schon etwas Ordentliches machen. Und vielleicht, so die Überlegungen, kann man ja sogar noch einmal Geld sparen, denn die hohen Kosten entstehen auch dadurch, dass man aus einem bestehenden Bus alle Innereien ausbauen muss. Die Überlegung, den Bus in ein leeres Lkw-Chassis einzubauen, haben sich zwar mittlerweile zerschlagen. Geprüft wird aber, ob man die notwendigen Einbauten nicht in eine leere Bushülle hineinplanen kann.
„Jede Schraube zählt!“ Mit diesem Motto gehen die Verantwortlichen auf die Suche nach Sponsoren für den Bücherbus. Ein bisschen moderner als das Modell dürfte er schon sein.
[aus der Stuttgarter Zeitung vom 30.12.2005]