auch das Hamburger Abendblatt widmet sich in der Ausgabe vom 7. September 2006 unter der Überschrift Bibliotheken in der Krise der Situation der Fahrbibliotheken im Kreis Stormarn
[…] Bad Oldesloe – Katerstimmung bei Stormarns Bibliothekaren. Nach dem Beschluss der CDU-Mehrheitsfraktion, die Kreiszuschüsse für die öffentlichen Bibliotheken zu streichen, suchen sie nach Möglichkeiten, um ihr Angebot halten zu können. […] Mindestens bei der Fahrbücherei wird es deutliche Einschnitte geben.
Selbst wenn alle 45 versorgten Stormarner Gemeinden ihren gesparten Anteil an der Kreisumlage an die rollende Bibliothek überweisen, bleibt ein Finanzloch in Höhe von rund 50 000 Euro. „Die Kommunen werden um 115 000 Euro entlastet. Der Kreis hat uns aber bisher mit jährlich 165 800 Euro mitfinanziert“, sagt der Büchereidirektor.
Und ob tatsächlich alle Dorfbürgermeister und Gemeindevertretungen ihren ersparten Anteil an die Fahrbücherei überweisen, ist längst nicht sicher. Heinz-Jürgen Lorenzen hat erst einmal alle Ämter anschreiben lassen. In dem Brief wirbt er um Unterstützung. Derzeit unternimmt er außerdem eine Rundreise, um für Verträge mit der Fahrbücherei zu werben. Nur dann nämlich wird die rollende Bibliothek auch im kommenden Jahr in Stormarns Dörfern halten.
Frank Stiller, Chef der Fahrbücherei in Stormarn, hat noch ein Problem: In diesem Monat wird der 240 000 Euro teure Bücherbus geliefert, der das in die Jahre gekommene Fahrzeug ersetzt. Dem Kauf war vom Kreis zugestimmt worden – lange bevor der Sparbeschluss gefaßt wurde. Die Finanzierung des silbergrauen MAN belastet den Etat auf viele Jahre. Zwar hat die Büchereizentrale Rücklagen angesammelt, mit denen die Bezahlung gesichert ist. Das bedeutet aber auch: Die Rücklagen können nicht dafür genutzt werden, Löcher im täglichen Betrieb zu stopfen.
Nur auf den guten Willen der Gemeinden wollen sich die Verantwortlichen nicht verlassen. Sie durchforsten alles nach Einsparpotenzialen. Ganz intensiv wird auch der Fahrplan durchleuchtet. Ein Beispiel: Können die Haltezeiten verkürzt werden, um die Personalkosten zu senken? Ergebnis: Auf 139 800 Euro könnten die jährlichen Kosten verringert werden.
Kuhlweins Kommentar: „Mehr Bürokratie wagen“.
Frank Stiller hält sein Unverständnis über die Spar-Entscheidung nicht zurück. In Zeiten, in denen nach dem schlechten Abschneiden deutscher Schüler in internationalen Erhebungen wie der Pisa-Studie mehr Kenntnisse von Schülern verlangt würden, dürfe im Büchereiwesen nicht gespart werde. Lesen sei eine Kernkompetenz.
Auch der Oldesloer Bibliothekschef Jens A. Geißler wundert sich über die Entscheidung im Kreistag. Als „Mehr Bürokratie wagen“ habe die SPD-Abgeordnete Sigrid Kuhlwein den Sparbeschluss bezeichnet. Eine ironische Umdichtung des vom früheren SPD-Bundeskanzler Willy Brandt geprägten Spruchs „Mehr Demokratie wagen“. […]