ESSLINGEN. Der Esslinger Bücherbus wird teurer als geplant, dennoch soll das Geld, das bei der zweiten Versteigerungsrunde der grafischen Sammlung der Stadtbücherei zusammenkommt, ausschließlich dem eigenen Bestand zugute kommen.
[…] Anders als im Vorjahr, als die Stadtbücherei im Rahmen der Auktion [von Werken aus der grafischen Sammlung] immerhin ein Werk Max Ackermanns, „Darmstädter Nationalbank“, zu Gunsten des dringend benötigten Bücherbusses versteigert hat – und dafür 1720 Euro erzielen konnte -, soll dieses Mal der gesamte Erlös der Stadtbücherei direkt zugute kommen. Mit dem Erlös aus der ersten Aktion – die restlichen Blätter hatten 22 100 Euro erbracht – hat die Stadtbücherei ihren Etat für Neuanschaffungen aufgestockt und verlängerte Öffnungszeiten am Samstag mitfinanziert.
Die Entscheidung, das Geld dieses Mal allein für den laufenden Betrieb der Bücherei zu verwenden, ist angesichts der Tatsache, dass der Bücherbus aller Voraussicht nach noch teurer wird als bisher angenommen, kaum verständlich. Mit großem persönlichem Engagement hat Esslingens Oberbürgermeister Jürgen Zieger in den vergangenen beiden Jahren Spenden für den dringend benötigten Ersatzbus gesammelt und alle denkbaren Quellen […]angezapft, um möglichst bald den Bücherbus in Auftrag geben zu können. Sogar der Gemeinderat hat im Sparhaushalt 2006 immerhin 50 000 Euro für die Anschaffung bewilligt und damit signalisiert, dass auch das Stadtparlament die Versorgung der Stadtteile – immerhin hält der Bücherbus an 14 Stationen im Stadtgebiet – für eine überaus wichtige Aufgabe hält. Zusammen mit den bisher gesammelten 150 000 Euro an Spenden stehen damit also bisher rund 200 000 Euro für den Kauf bereit.
Nachdem sich allerdings die Hoffnung zerschlagen hat, dass man als Ersatz einen gebrauchten Bücherbus kaufen könnte, und sich auch die Verhandlungen über den Kauf der Bushülle und den Ausbau zum Bücherbus schwierig gestalten, geht man in der Stadtverwaltung dem Vernehmen nach mittlerweile davon aus, dass selbst die zuletzt genannten Anschaffungskosten von 250 000 Euro nicht ausreichen werden, um tatsächlich in den Genuss eines neuen städtischen Bücherbusses zu kommen.
Im Moment wird noch kräftig gerechnet, im November will die Verwaltung den Kulturausschuss über den tatsächlichen Finanzbedarf informieren. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich die Stadtbücherei in dieser Situation schon bald die Frage gefallen lassen muss, ob sie mit der Verwendung des Auktionserlöses nicht ein falsches Signal setzt.
Stuttgarter Zeitung, 27.09.2006