Das Hamburger Abendblatt berichtete am 20.12.2005 in Teil 3 seiner Reihe über die Hamburger öffentlichen Bücherhallen über die Hamburger Bücherbusse.
Kategorie: Medienecho
Bücher auf Rädern
aus der Freien Presse vom 5.12.2005:
Fahrbibliotheken gehören zu meist besuchten kulturellen Einrichtungen in Sachsen-Anhalt
Halle (ddp-lsa). Sie gehören zu den meist besuchten kulturellen Einrichtungen in Sachsen-Anhalt. Die acht Fahrbibliotheken im Land haben mit etwa 450 Haltestellen über 80 000 Besucher im Jahr.
Fahrbüchereien übernehmen die bibliothekarische Grundversorgung, insbesondere in Regionen mit einer geringen Besiedlungsdichte oder an Randzonen von Ballungsgebieten. Eine herausragende Eigenschaft der Bücherbusse ist ihre Flexibilität, so können auch kleinste Siedlungen versorgt werden. «Fahrbibliotheken können auf Veränderungen in der Orts- und Bevölkerungsstruktur schnell reagieren«, sagt Martina Schulz von der Landesstelle für öffentliche Bibliotheken in Halle. So könnten Haltepunkte und Haltezeiten relativ einfach verändert werden. Gerade bei der Flaute in den öffentlichen Kassen sei es wichtig, bibliothekarische Arbeit zu zentralisieren. »Nicht in jeder Gemeinde muss eine Bibliothek eingerichtet werden. Fahrbüchereien können diese Aufgabe für ein ganzes Kreisgebiet übernehmen», erläutert Schulz.
Gegenwärtig gibt es in Sachsen-Anhalt noch acht Fahrbibliotheken, 1994 waren es noch zwölf. In den Kreisen Mansfelder Land, Merseburg-Querfurt, Salzwedel und Stendal werden die Bücherbusse von den Landratsämtern finanziert, in Halle und Magdeburg unterhalten die Städte die Fahrbüchereien. Alternative Trägerkonzepte gibt es in den Landkreisen Köthen und Weißenfels, dort betreiben ein soziokultureller Verein beziehungsweise ein regionales Reiseunternehmen den fahrbaren Medienverleih.
Die zumeist schwierige Kassenlage der Kommunen stellt auch die Fahrbibliotheken vor die Existenzfrage. So wurden in den vergangenen Jahren im Burgenlandkreis zwei Fahrbüchereien eingestellt, und auch im Mansfelder Land und im Landkreis Stendal wurde jeweils ein Bücherbus stillgelegt. Doch es gibt auch positive Signale. «Wir sind froh, dass uns erst kürzlich der Landkreis die Finanzierung für die nächsten drei Jahre zugesichert hat», sagt Bibliotheksleiter Manfred Güßfeld von der Stadt- und Kreisbibliothek Osterburg-Stendal.
Die acht Fahrbibliotheken haben insgesamt etwa 214 00 Medien an Bord, von Belletristik, Kinderliteratur und Comics über Sach- und Fachliteratur bis hin zu Zeitschriften, DVDs, CDs und Hörbüchern. 2004 wurden an den etwa 450 Haltestellen über 440 000 Medien entliehen. Aber auch bei Projekttagen an Schulen und Jugendclubs oder Kulturmärkten sind Fahrbüchereien dabei, an Bord sind dann Autoren oder Kleinkünstler.
Fahrbibliotheken tragen auch zur Chancengleichheit bei. «Gerade Kinder und ältere Menschen, aber auch sozial Schwache sind meistens nicht so flexibel wie die berufstätigen Bewohner des Ortes, die ohne größere Probleme in die Bibliothek der nächst größeren Stadt fahren können», erklärt Martina Schulz.
Frankfurt: Bibliothek auf vier Rädern rüstet auf
Statt Karteikarten setzt der Bücherbus künftig moderne Technik ein / 85 000 Medien werden jährlich verliehen
[…]
Bücherbus:
November 1929: Der erste Bücherbus startet mit rund 4600 Bänden, sechs Stadtteile werden wöchentlich angefahren.
Nach 1933 wird der Zwei-Tonnen-
Laster durch einen PKW mit Anhänger ersetzt. Bis 1942 wird die Zahl der Haltepunkte auf neun erhöht. Am 3. Juni 1944 wird der Betrieb eingestellt.
3. November 1958: Die rollende Bücherei startet erneut mit einem Bus.1963 wird ein zweiter Bus angeschafft. Heute sind zwei Busse
unterwegs, an 33 Orten in der Stadt können Bücher ausgeliehen werden, rund 85 000 Ausleihen werden pro Jahr registriert.
Die Frankfurter Rundschau berichtete am 02.12.2005
Leseland ist abgebrannt
Finanznotstand der Kommunen zwingt kleine Bibliotheken in die Knie
Schwerin • Durch die angespannte Finanzsituation der Kommunen droht kleinen Bibliotheken in Mecklenburg-Vorpommern immer häufiger das Aus. Besonders dramatisch sei die Situation der Fahrbüchereien, schlägt der Bibliotheksverband des Landes Alarm.
[…] Fahrbibliotheken – noch vor wenigen Jahren galten sie als kulturelle Vorzeigeprojekte und als unverzichtbar für die ländlichen Gebiete Mecklenburg-Vorpommerns. Inzwischen gibt es nur noch sieben fahrbare Büchereien, die in sechs Landkreisen unterwegs sind.
Drei mussten im vergangenen Jahr in Grimmen, Malchin und Teterow schließen. In Wolgast gab die Fahrbücherei im vergangenen Monat auf.
Doch auch die noch Bestehenden sind in ihrer Existenz bedroht. „Fahrbibliotheken sind leider zum Auslaufmodell geworden“, sagte gestern Thomas Beyer, Vorsitzender des Bibliotheksverbandes, auf der Jahrestagung in Schwerin. Grund für das Sterben der fahrenden Büchereien sei die Finanznot der Kommunen. Es würden sich kaum noch Gemeinden finden, die Geld für Fahrbibliotheken zusammenlegen.
[…]
[zum vollständigen Artikel bei der Schweriner Volkszeitung online]
BBC-Hörfunkreportage über eine Fahrbücherei
Für Englisch- und Bücherbus-Fans: Dot’s mobile library.
[via IB Weblog] Sehr professionell gemachte und unterhaltsame 8 Minuten zum Zuhören.
Märkischer Kreis: WebOPAC
Märkischer Kreis – Ab sofort ist eine OPAC-Recherche über den Bestand sowohl der Landeskundlichen Bibliothek als auch der Fahrbibliothek möglich.
Meine Kindheit im Bücherbus
Aus der Kolumne „gottschalk sagt“ von Christian Gottschalk in der taz vom 30.6.2005:
Als ich gelesen habe, dass in Köln der Bücherbus wieder fährt, habe ich mich gefreut. Ich hätte meine Kindheit ohne den Bücherbus (jenen der Stadtbibliothek Hannover allerdings), vermutlich ohne Justus Jonas von den drei ??? (sprich: „Die drei Detektive“), Detektiv Kim (aus Kopenhagen) und die fünf Freunde verbringen müssen. Keine schöne Vorstellung. Börnie Klapproth und ich gingen meistens zusammen zum Bücherbus, der genau in unserer Reihenhaussiedlung eine Haltestelle hatte. Wir waren beide sehr gewissenhaft und brachten nie ein Buch zu spät zurück. Wir lasen viel, schnell und oft die gleichen Bücher.
[…]
Gibt es für meine Generation eigentlich auch so einen tollen Namen wie „Golf“ oder „X“? Ich wäre ja für „Generation, die ohne Sturzhelm Fahrrad fahren gelernt hat, gelben Sprudel trank, die drei ??? nicht auf Hörspielcassette gehört, sondern gelesen hat und TKKG scheiße findet“, oder: „Generation Bücherbus“.
[zum vollständigen taz-Artikel]
Nordwestmecklenburg: Rollende Bibliothek gerät ins Schlingern
Vielen Gemeinden wird der Bücherbus zu teuer
Nordwestmecklenburg • Einige Jugendliche und eine Mutter mit Kinder warteten gestern in Alt Steinbeck sehnsüchtig auf einen blauen Bus. Alle drei Wochen macht hier die Fahrbibliothek Station. Doch die Finanzierung des Angebots wackelt, weil einige Gemeinden ihren Zuschuss nicht aufbringen können.
So weit wie im Landkreis Parchim ist es im Nordwestkreis allerdings noch nicht: Dort fährt der Bücherbus vor den Sommerferien zum letzten Mal in die Ortschaften. Mit Beginn des neuen Schuljahres wird der Bus verkauft und die Bibliothekarin übernimmt wöchentliche Kurierfahrten zu den Schulen. „Dort können alle Leseratten die vorher bestellten Bücher in Empfang nehmen“, sagt Horst Derer vom Parchimer Kulturamt. Auch im Nordwestkreis steht die Fahrbibliothek immer wieder zur Disposition.
Nutzung teurer geworden
Das Angebot des Landkreises war für die Nutzer zunächst noch kostenlos. Mittlerweile werden Gebühren erhoben. Die Gemeinden, in denen der Bus hält, beteiligen sich schon immer an den Kosten. Doch auch hier stieg 2004 der Anteil der Zuschüsse pro Einwohner und Jahr von 1,02 Euro auf 2,04 Euro. Für sieben von 29 teilnehmenden Gemeinden im Kreis ist das zu viel. Sie stiegen aus dem Vertrag aus. In Bülow (vor der Gemeindefusion), Schlagsdorf, Carlow, Groß Molzahn, Wedendorf, Utecht und Roggendorf macht der Bus seither nicht mehr Halt.
Jetzt beschloss auch die Gemeindevertretung Königsfeld, aus der Mitfinanzierung der Fahrbibliothek auszusteigen. Für Bürgermeister Klaus Babbe war dies vor allem eine wirtschaftliche Entscheidung: „Eine Erhöhung der Gebühren um 100 Prozent ist einfach zu teuer für unsere Gemeinde mit ihren 1027 Einwohnern.“
Trotz dieser Einbußen, ist die Finanzierung der Fahrbibliothek für die nächsten Jahre noch gesichert, sagt Uwe Schnabel, Leiter des Kreismedienzentrums. Wenn allerdings noch mehr Gemeinden sich das Angebot nicht mehr leisten können, wird die Finanzierung des Bücherbuses schwierig. Schnabel: „Noch bis zum September können Gemeinden den Vertrag kündigen.“ Zum Glück garantiere ein Kreistagsbeschluss die Weiterfahrt – „zumindest solange der Bus die TÜV-Plakette hat“.
Letzte Kulturinsel im Dorf
Finanziellen Spielraum gibt es nicht: Jede Gebührenerhöhung, ob bei den Gemeinden oder den Lesern, würde zu sinkenden Nutzerzahlen führen, fürchtet Uwe Schnabel. Dem Kreis kostet die Fahrbibliothek jährlich 100000 Euro. Beim Land können lediglich 5000 Euro Fördergeld beantragt werden.
Die Dorfbewohner, vor allem Kinder, Familien und ältere Menschen, sind aber auf den Bücherbus angewiesen. In vielen kleinen Orten sei er die letzte kulturelle Institution, sagt Bus-Bibliothekarin Gabriele Gramenz. Katja Schmidtke
[zum Artikel der Gadebusch-Rehnaer Zeitung]
Kreis Soest: IG Bücherbus fordert Transparenz bei Einsparungen
Warstein. Die Befürworter des Bücherbusses fordern von den Städten und Gemeinden des Kreises Soest mehr Transparenz für ihre Entscheidung, die Zahl der Haltestellen der Fahrbücherei zu reduzieren.
Zwar sei bekannt, dass die Kassen der Städte, Gemeinden und des Kreises leer sind, heißt es von Seiten der IG Bücherbus. Würde die Verwaltung aber bekanntgeben, wie viel mehr an Steuergeldern den Haushaltskassen der einzelnen Städte und Gemeinden des Kreises durch die Haltestellen- und die damit verbundenen Personalreduzierung bereits in diesem Jahr zur Verfügung stehen, wäre die bittere Pille der Einstellung des Angebots leichter zu schlucken.
Hintergrund der Kritik: Der Bücherbus der Fahrbücherei des Kreises Soest wird aus Gründen der Kostenersparnis künftig nicht mehr im gewohnten Umfang zur Verfügung stehen, denn es sollen Haltestellen und somit Möglichkeiten der Buchentleihe gestrichen werden. In der Bürgermeisterkonferenz vom 26. März 2003 hatten sich die damaligen Bürgermeister der Städte und Gemeinden des Kreises mehrheitlich für eine Abschaffung des Bücherbusses der Fahrbücherei ausgesprochen und dies mit der schwierigen finanziellen Situation ihrer Städte und Gemeinden begründet. Dieses Votum war mit ausschlaggebend für die daraufhin vom Kreistag beschlossene Reduzierung der Haltestellen der Fahrbücherei.
Viele Bürger bekundeten ihr Interesse am Erhalt des Bücherbusses und die Bedeutung des Angebotes für sie selbst mit mehr als 6000 Unterschriften. Die Schulen, so auch die Grimme- und Gutenberg-Schule in Warstein, sind nach Angaben der IG Bücherbus unglücklich darüber, dass der Bus nicht mehr zur Ausleihe kommt.
Wiegt Sparpotenzial Nachteile auf?
Wie hoch das Einsparvolumen der Städte und Gemeinden bei einer kompletten Einstellung der Fahrbücherei wäre und ob das Einsparpotenzial zur Haushaltskonsolidie- rung maßgeblich beitragen würde, sind für die Mitglieder der IG Bücherbus derzeit noch offene Fragen. Zu bedenken sei auch, ob das Einsparpotenzial die Benachteiligung der Bürger, die nicht die Möglichkeit hätten, eine ortsfeste Bibliothek aufzusuchen, aufwiege.
[zum Artikel in der Westfälischen Rundschau]