Rat lehnt den UWG-Resolutions-Antrag ab
HERSCHEID „99 Prozent der Herscheider interessieren sich nicht für den Bücherbus“, meint Dr. Klaus Hüttebräucker (CDU). Und Bürgermeister Lothar Schütz und Alexander Zuchowski (FDP) wollen lieber die Herscheider Gemeindebücherei unterstützen: […]
Die Ausleihzahlen der Fahrbücherei in den letzten Jahren seien enorm gesunken seien, daher könne man auf den Bücherbus verzichten. Ähnlich sah es Dr. Klaus Hüttebräucker: „Ich hätte das Schreiben gerne unterstützt – jedoch vor 50 Jahren.“ Das Interesse an Büchern habe spürbar nachgelassen, die Lebensqualität in Herscheid hänge nicht vom Bücherbus ab. Drastisch forderte er: „Konzentrieren wir uns auf die Gemeindebücherei, vergessen wir den Bücherbus!“ Derlei Äußerungen konnte Gerd Haas (SPD) nicht verstehen, immerhin habe der Bücherbus die Medien fast bis zur Haustür gebracht. Vor allem Senioren und Kinder hätten davon profitiert. Um die nicht-mobilisierten Bürger nicht zu benachteiligt, schlug Alexander Zuchowski vor: „Vielleicht kann der Bürgerbus eine Tour zur Gemeindebücherei einrichten.“ Bürgermeister Lothar Schütz plädierte dafür, die Gemeindebücherei noch weiter aufzuwerten und somit das ehrenamtliche Engagement der beiden Bibliothekarinnen Petra Hüttemeister und Irmhild Lüsebrink zu honorieren. „Es mangelt an Kinder- und Sachbüchern“, leitete der Bürgermeister nahtlos über zu einem zweiten Antrag: Die FDP hatte nämlich gefordert, beim Kreis verstärktes Interesse an dem Bücherbestand der Fahrbücherei anzumelden. Dies hatte die Gemeinde ohnehin bereits gemacht […]
aus dem Süderländer Tageblatt vom 25.4.2006
Kategorie: Schliessungen
Märkischer Kreis: Weiter Diskussion um Erhalt des Bücherbusses
Das Süderländer Tageblatt berichtet am 19. April 2006:
HERSCHEID Wenn die Mitglieder des Herscheider Gemeinderates am nächsten Montag, 24. April, zusammenkommen, dann werden sie sich mit dem „Bücherbus“ befassen. Gleich zwei Anträge der heimischen Ratsfraktionen behandeln dieses Thema. Dabei tendieren die Absichten der Kommunalpolitiker in zwei unterschiedliche Richtungen. Die UWG-Fraktion will trotz der bereits getroffenen Entscheidung des Kreistages – der Medienbus wird abgeschafft – um den Erhalt des Bücherbusses kämpfen. In einer Resolution solle der Rat den Kreistag dazu auffordern, diese Beschlussfassung zu überdenken. „Sicherlich finden sich im Kreishaushalt Einsparmöglichkeiten in anderen Positionen, die die entstehenden Kosten kompensieren“, so der Fraktionsvorsitzende Hans-Jürgen Jülich in einem Schreiben an Bürgermeister Schütz. Während die UWG den Kampf um den Bücherbus noch nicht aufgegeben hat, kümmert sich die FDP bereits um die Zukunft. Die Liberalen wollen die Gemeinde damit beauftragen, beim Kreis schnellstmöglich Interesse am Bücherbestand des Bücherbusses anzumelden. […]
Die Lüdenscheider Nachrichten hingegen haben den Bücherbus in ihrem Artikel vom selben Tag bereits abgeschrieben:
Für den Bücherbus gibt es schon einen Interessenten
Eine der letzten Touren der rollenden Bücherei in der Doppelgemeinde. Geplante Abschaffung stößt auf Unverständnis. „Umbau zur Küche“
NACHRODT-WIBLINGWERDE · Viel TÜV hat er nicht mehr. Im Juli müsste er hin. Die Tür funktioniert auch nicht mehr richtig, die Pneumatik scheint defekt. Es ist nicht mehr viel los mit dem Bücherbus des Märkischen Kreises. Doch das betrifft nicht nur die Technik. Der Kreistag hat mit knapper Mehrheit die Einstellung der rollenden Bücherei verfügt. Erst langsam formiert sich der außerparlamentarischen Widerstand gegen die Entscheidung. Am kommenden Dienstagabend ist in der Altenaer Burg Holtzbrinck eine Versammlung – der Protest wird organisiert.
Das ist offenbar auch dringend nötig – denn die betroffenen Kunden sind protestbereit, vermissen Unterschriftenlisten, suchen nach Möglichkeiten ihren Widerstand kund zu tun. Anja Pingel aus Nachrodt gehört dazu, wäre gerne bereit, ihre Unterschrift unter eine Liste zu setzen. Sie ist sauer über die Entscheidung der Kreistagsmehrheit und wird bei den nächsten Wahlen entsprechend handeln. Pingel ist Stammkundin des Bücherbusses versorgt ihren Sohn mit Lesestoff. „Kinder sollen viel lesen – und dann wird doch gestrichen,“ ärgert sie sich. Das Verhalten der Nachrodterin ist offenbar typisch. Zumindest weiß Bibliothekar Wolfgang Leonhard, der seit 28 Jahren auf dem Bücherbus mitfährt, von vielen zu berichten, die nach einer Möglichkeit suchen, ihrem Protest Ausdruck zu verleihen. „Etliche fragen nach Unterschriftenlisten – aber die dürfen hier im Bus natürlich nicht ausliegen,“ sagt Leonhard. Befürworter der Entscheidung den Bücherbus abzuschaffen gibt es offenbar unter der Kundschaft nicht. Wohl jene, die resignierend die Schulter zucken und auch jene, die sich „ganz massiv aufregen“ würden. Einige Orte gibt es, da rege sich besonders scharfer Protest: Drüpplingsen, Hennen, Dahle und Wiblingwerde gehören zu den Orten, wo sich die Kunden massiv ärgerten. Betroffen von der Abschaffung wären in erster Linie jene, die eben nicht mobil sind wie Kinder und ältere Leute. Die wussten bislang den Service sehr zu schätzen.
4500 Medien hat der Bus parat, Bestellungen sind möglich und es gibt sogar Leute, die „mit dem Bücherbus Abitur“ gemacht haben. Gedacht ist der Service eben für jene Außenbezirke im Kreis, die mit Medien unterversorgt sind. Der Service kann bald ein Ende haben. Dreieinhalb Stellen sind betroffen, entlassen werde aber niemand, sagte Leonhard. Die Medien würden bei Eisntellung auf die Büchereien verteilt, der Bus würde verkauft. Einen Interessenten hatte Leonhard schon: „Der wollte den Bus kaufen, um eine daraus eine Küche zu machen.“ ·
Todesstoß für den Bücherbus im Märkischen Kreis
Die Westfalenpost berichtet heute ausführlich über die traurige Entscheidung:
Der Bücherbus des Märkischen Kreises wird abgeschafft. Das hat der Kreistag, der gestern im Berufskolleg Hansaallee tagte, in geheimer Abstimmung mit knapper Mehrheit von 36 gegen 32 Stimmen entschieden.Einige der rund 40 Bürger, die als Zuhörer im Saal auf Plakaten und Handzetteln gegen die Stilllegung protestierten, kündigten ein Bürgerbegehren gegen die Entscheidung an.
[…]
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Märkischer Kreis: weitere Proteste gegen drohende Schließung
Aus der Mendener Zeitung vom 15.3.2006:
Hauptausschuss spricht sich für den Erhalt des Bücherbusses aus
[…] MENDEN · Mehrheitlich hat sich der Hauptausschuss in seiner gestrigen Sitzung dafür ausgesprochen, dass der Bücherbus der Märkischen Kreises auch in Zukunft weiter rollt. Dieses Votum wird der Bürgermeister dem Landrat übermitteln, der den Willen der Stadt Menden dem Kreisausschuss und dem Kreistag kund tun soll.
Fachbereichsleiter Volker Fleige hatte kurz einige Zahlen zu den Ausleihen bekannt gegeben und festgestellt, dass insbesondere Kinder und ältere Menschen am Bücherbus partizipieren. „Diese Einrichtung sollte weiter vorgehalten werden“, lautete seine klare Aussage, der sich der Ausschuss ohne Diskussion mehrheitlich anschloss. […]
Auch in weiteren Gemeinden wird Protest laut:
Valberter fürchten „Buch-Boykott“
Fahrbücherei wurde im Jahr 2005 im Raum Valbert rege genutzt
VALBERT · Die Zweigstelle der Stadtbücherei Valbert wurde bekanntlich an die Ebbeschule abgegeben – nun droht auch die Fahrbücherei des Märkischen Kreises als „Lesestoff-Lieferant“ wegzufallen. Wie bereits berichtet haben Kreis-CDU und -FDP im Kulturausschuss dafür plädiert, auf diesem Wege etwa 250 000 Euro einzusparen. Droht Valbert nun also ganz vom öffentlichen Lesestoff abgeschnitten zu werden? Das wäre ein großer Verlust, denn gerade die Fahrbücherei hatte in Meinerzhagen die meisten Leser im Bereich Valbert. Im Jahr 2005 liehen insgesamt 136 Leser 614 Medien in Valbert aus. In Wilkenberg waren es 45 Leser und 267 Medieneinheiten), in Worbscheid 85 (216 Einheiten) und in Hunswinkel sogar 106 (502 Einheiten). In der Vergangenheit wurden die Haltestellen im ländlich geprägten Raum einmal pro Monat angefahren. Ob die Schließung abzuwenden ist, bleibt abzuwarten. Momentan formiert sich aber auch in der Kreisstadt Lüdenscheid Widerstand gegen die Abschaffung der Fahrbücherei, deren Angebot schon vor Jahren von zwei auf einen Bücherbus reduziert wurde.
Ob sich der wahrscheinliche Wegfall der Fahrbücherei positiv auf die Ausleihzahlen der Stadtbücherei in Meinerzhagen auswirken könnte, bleibt abzuwarten. […]
Aus den Lüdenscheider Nachrichten vom 16.3.2006.
ebenso in Schalksmühle:
„Aufgabe der Fahrbücherei ein irreparabler Serviceverlust“
Rat verabschiedet Resolution zur Erhaltung des Bücherbusses. Gemeinde verzeichnet höchste Ausleihquote im Kreis. Kreistag entscheidet über Abschaffung am 23. März
SCHALKSMÜHLE · „Der Rat der Gemeinde Schalksmühle plädiert für den Fortbestand der Fahrbücherei und protestiert gegen die Aufgabe der Kreisfahrbücherei. Die Gemeinde Schalksmühle erwartet, dass der Kreistag der Aufgabe der Fahrbücherei nicht zustimmt und eine Lösung beschließt, die den Einsatz des Bücherbusses weiterhin zulässt.“ Diese Resolution zum Erhalt der Fahrbücherei verabschiedete der Rat in seiner Sitzung am Montag – bei einer Enthaltung – um sie anschließend Landrat Aloys Steppuhn zukommen zu lassen. Wie berichtet, wollen die Mehrheitsfraktionen von CDU und FDP im Kreistag den Bücherbus zum nächstmöglichen Zeitpunkt abschaffen. Entschieden werden soll darüber in der Sitzung am 23. März.
Die Fahrbücherei des Märkischen Kreises bediene in der Gemeinde Schalksmühle an zehn Haltepunkten Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Lesestoff. „Im vierwöchigen Turnus sind in der Gemeinde im Jahr 2005 insgesamt 11 555 Ausleihen entstanden. Gemessen an der Bevölkerungszahl ist in Schalksmühle damit die höchste Ausleihquote zu verzeichnen“, heißt es in dem Schreiben.
Die vom Kulturausschuss des Kreises empfohlene Aufgabe des Bücherbusses nehme den Bürgern die dezentrale Grundversorgung mit Büchern in der Ausleihe. „Auf der einen Seite wird die Leseunfähigkeit der Heranwachsenden kritisiert, auf der anderen Seite wird ihnen die Möglichkeit genommen, sich vor Ort mit Literatur zu versorgen.“ Mit Blick auf die ländlichen Siedlungen sowie abgelegenen Ortschaften und besonders im Hinblick auf die Kinder und Jugendlichen, die nicht mobil seien, sei die diskutierte Aufgabe des Bücherbusses ein nicht reparabler kultureller Service- und Niveauverlust, der mit Gemeindemitteln nicht aufzufangen sei. „Der kulturelle Wert der rollenden gut ausgestatteten Bücherei mit dem Literaturservice vor Ort hat gerade in der heutigen Zeit eine besondere Bedeutung, weil sie eine wichtige Alternative zu dem zunehmend unkritischen Medienkonsum vorwiegend bei Kindern und Jugendlichen darstelle“, heißt es in dem Schreiben abschließend. · kes
aus den Lüdenscheider Nachrichten vom 15.3.2006
Märkischer Kreis – Widerstand gegen Wegfall der Fahrbücherei
Die Lüdenscheider Nachrichten berichteten am 8.3.2003 über Proteste im betroffenen Kreis:
SCHALKSMÜHLE – […] Die Erhöhung der Kreisumlage […] und die geplante Aufgabe des Bücherbus-Angebots bestimmten am Montag die Diskussion im Hauptausschuss.
Einhellige Meinung der Fraktionen ist es, den vom Märkischen Kreis geplanten Wegfall der Fahrbücherei nicht widerstandslos hinzunehmen. Die Protesthaltung der Gemeinde soll – ebenso wie zur Erhöhung der Kreisumlage – dem Landrat in einer Resolution mitgeteilt werden.
Lutz Schäfer, SPD-Fraktionssprecher, sagte: „Es ist empörend, dass eine Leistung gestrichen werden soll, die in unserer Gemeinde stark genutzt wird – bei gleichzeitiger Erhöhung der Kreisumlage“. Aus ehedem zwei Bücherbussen habe der Kreis vor geraumer Zeit aus Ersparnisgründen einen gemacht, nun solle das Angebot auf null reduziert werden. Er kritisierte den Kiosk-Vergleich als „peinlich“ und hatte kein Verständnis dafür, dass „angeblich seriöse Kreistagspolitiker solche Äußerungen absondern“.
Klaus Nelius, UWG-Fraktionssprecher, ist sicher, dass ohne Zweifel der Bedarf für den Bücherbus in der Gemeinde gegeben sei: „Die katholische Bücherei ist kein adäquater Ersatz. Die Gemeinde wird durch mehr Zahlungen und weniger Leistungen über Gebühr belastet“.
Ekkehard Bielau, Leiter des Fachbereiches Schule und Kultur, stellte in der Sitzung Zahlen und Daten zum Bücherbus vor. Schalksmühle als einzige Gemeinde im Kreisgebiet ohne eigene Bücherei ist demnach die Kommune mit den meisten Haltenpunkten – zehn sind es im Gemeindegebiet. Die Ausleihquote ist die zweithöchste im Kreisgebiet, sie wird nur von Iserlohn übertroffen. 11 555 wurden im Jahr 2005 in der Gemeinde registriert.
Der Service des Bücherbusses ist für Kinder kostenlos, Erwachsene müssen zehn Euro pro Jahr bezahlen. Den kreisweit rund 3000 Benutzern steht eine wechselnde Auswahl von 4500 Medieneinheiten wie Bücher, Zeitschriften, Hörbücher, Tonkassetten, CDs, CD-ROMs und Sachvideos aus einem Gesamtbestand von rund 52 000 Medieneinheiten zur Verfügung. Jährlich beschafft das Kreiskulturamt 1500 neue Medieneinheiten, so dass das Angebot im Bus aktuell und auf dem neuesten Stand ist.
Die Aussichten, den Bücherbus erhalten zu können, beurteilte Bielau pessimistisch: „Die Tendenz ist eher nicht im Sinne Schalksmühles. Außer uns haben nur Herscheid und Iserlohn ihr Missfallen geäußert, die anderen schweigen“.
Im Bücherbus des Märkischen Kreises wurden ab dem Jahre 2003 Lesegebühren für Erwachsene erhoben. „Damit die Leseförderung von Kindern und Jugendlichen keine Einschränkung erfährt, lesen sie weiterhin gebührenfrei“, hieß es damals in der Begründung. Der Bücherbus stellt die Versorgung mit Medien im ländlichen Bereich sicher. Alle vier Wochen fährt er 85 Haltepunkte im gesamten Kreisgebiet an.
[…]
Abschaffung des Bücherbusses beendet einen Lebensabschnitt
Das Süderländer Tageblatt berichtet heute:
Seit 28 Jahren fährt Wolfgang Leonhard mit „seinem“ Bücherbus quer durch den Märkischen Kreis. Viermal die Woche macht er Station in sämtlichen Dörfern des Kreises – und trifft auf Bürger, die das umfassende Angebot des Bücherbusses gerne und regelmäßig nutzen. Nun aber könnte alles sehr schnell zu Ende gehen: Auf Vorschlag der CDU- und FDP-Kreistagsfraktionen soll der Bücherbus Sparmaßnahmen zum Opfer fallen. Der Kreis-Kulturausschuss stimmte bereits für die Abschaffung des Bücherbusses, nun bleibt abzuwarten, wie sich der Kreistag am 23. März in Sachen Bücherbus äußert. Beschließt man dort, die Fahrbücherei aufzulösen, dann geht wohl nicht nur für Wolfgang Leonhard ein Stück Lebensgeschichte zu Ende. Konsterniert wirkte er gestern, der leidenschaftliche Bibliothekar.
Tim (l.) und Lukas Deimel bedienten sich gestern noch in der Fahrbücherei. Vielleicht war es für Bibliothekar Wolfgang Leonhard (M.) das letzte Mal, dass er mit seinem Bücherbus Station in Pasel gemacht hat.Foto: S. Schulz
Ein gezwungenes Lächeln huschte über seine Lippen. „Es ist sehr schade, dass gerade der Bücherbus den Sparmaßnahmen zum Opfer fallen soll“, konnte Leonhard nur den Kopf über die Vorschläge aus der Politik schütteln. Er verstehe zwar, dass der Kreis sparen müsse, aber doch nicht an der Bildung, machte Leonhard seinen Standpunkt deutlich. Doch Leonhard ist nur einer der vielen Leidtragenden, die die Abschaffung des Bücherbusses treffen würde. „Vor allem Kinder, Jugendliche und Rentner nutzen die Fahrbücherei oft. Sie würden den Bücherbus sehr vermissen“, weiß Leonhard um die Zielgruppe der Fahrbücherei aus Erfahrung. Besonders in den abgelegenen Dörfern erfreue sich der Bücherbus des Märkischen Kreises großer Beliebtheit. So nutzte man gestern auch wieder im verschneiten Pasel die rollende Bücherei. Beate Krah-Schulte sieht einen klaren Vorteil gegenüber der Stadtbücherei: „Zur Fahrbücherei kann man die Kinder auch schon mal allein hinschicken. Man braucht nicht erst in die Stadt zu fahren“, befürwortet die Paselerin den Bücherbus und verrät: „Ich war in 30 Jahren zweimal in der Stadtbücherei. Ich nutze ausschließlich den Bücherbus.“ Der Weg nach Plettenberg lohne sich für einen Büchereibesuch nicht, meint Beate Krah-Schulte. Und wenn sie mal in der Stadt ist, sei die Bücherei meist geschlossen. Kurze Zeit später betritt Silke Deimel den Bus und ist verunsichert. „Dürfen wir überhaupt noch etwas ausleihen“, fragt sie, wohl wissend, dass der Bücherbus vielleicht so schnell nicht mehr nach Pasel kommen könnte. Doch Wolfgang Leonhard gibt Entwarnung: „Solange wir noch fahren, kann sich jeder etwas ausleihen.“ Lächelnd widmet sich Silke Deimel den Bücherregalen, aber nicht ohne die Situation aus ihrer Sicht zu analysieren: „Es wäre einfach blöd, wenn der Bus abgeschafft wird. In Pasel ist gar nichts – die Fahrbücherei ist das einzige, wohin man die Kinder auch ohne Begleitung schicken kann“, betont Deimel, dass sie keine Lust hat, ihre Sprösslinge ständig in die Stadtbücherei zu chauffieren. Ihr Nachwuchs ist sich einig: „Gemein und nicht schön“ fänden Lukas und Tim Deimel es, wenn der Bücherbus abgeschafft würde. Auch sie hoffen, dass der Kreistag sich für den Erhalt des Bücherbusses ausspricht – auch wenn sie gar nicht verstehen können, warum die Zukunft der Fahrbücherei überhaupt in Frage steht. Etwas positives gibt es dennoch zu berichten: Auch bei einer Abschaffung des Bücherbusses würden Wolfgang Leonhard und Bücherbus-Fahrer Manfred Böhnert ihre Arbeitsplätze nicht verlieren. „Der Kreis muss uns dann Arbeitsplätze anbieten“, blickt Leonhard in eine ungewisse Zukunft. „Dann muss ich eben sehen, wo ich bleibe.“
Märkischer Kreis: „Aus“ für den Bücherbus
Der Märkische Kreis verkündet auf seiner Homepage das nahende Ende der dortigen Fahrbibliothek:
Die Tage der Fahrbücherei des Märkischen Kreises sind gezählt. Der Kulturausschuss beschloss in seiner Sitzung am Mittwoch, 22. Februar 2006, mit den Stimmen von CDU und FDP die rund 250.000 € für den Bücherbus aus dem Kreishaushalt zu streichen. Die in der Fahrbücherei vorhandenen Bücher und Medien sollen auf die Einrichtungen der Städte und Gemeinden verteilt werden. Die Ausschuss-Mehrheit folgte damit dem Antrag der FDP.
Axel Hoffmann, Fraktionsvorsitzender der Liberalen, begründete den Antrag so: Durch die Einstellung der Fahrbücherei werde das Angebot nicht eingeschränkt. In allen Kommunen des Kreises gebe es Einrichtungen, in denen Bücher ausgeliehen werden können. Außerdem müsse eine Parallelität von Leistungen vermieden werden. „Niemand im Märkischen Kreis muss auf Bücher und das Lesen verzichten“, so Hoffmann.
Das sah Wolf Reiner Kassel (UWG) ganz anders: „Wir ziehen den Kommunen zwei Prozent mehr Kreisumlage ab und schränken das Angebot für Menschen, die in den Randzonen leben, ein.“ Eine Streichung des Bücherbusses zum jetzigen Zeitpunkt hielt Lutz Vormann (SPD) für fatal. Ältere Menschen hätten keine Möglichkeit mehr, Bücher auszuleihen. Der Bus halte immerhin an 85 Haltepunkten im Kreisgebiet. Auf die rückläufigen Ausleihzahlen, aktuell etwa 65.000, verwies Detlef Seidel (CDU). Er stellte den Ausgaben für den Bücherbus in Höhe von 250.000 € die Einnahmen durch die Ausleihgebühren in Höhe von 4.300 € gegenüber.
Der dickste Brocken an den Kosten für den Bücherbus seien die Personalaufwändungen, erklärte Andreas Kroll (Bündnis 90/Die Grünen). Die blieben dem Kreis, auch wenn die Mitarbeiter anderweitig eingesetzt würden. Peter Felsberg (SPD) schlug vor, die Verwaltung zu beauftragen, ein sinnvolles Sponsorenmodell zu entwickeln. „Wir haben an so vielen Stellen über Sponsorenmodelle gesprochen – ohne Erfolg. Wir freuen uns über jeden Sponsor, aber es kommt keiner“, entgegnete Axel Hoffmann. Offen blieb in der Debatte, zu welchem Termin die Kreisfahrbücherei ihren Dienst einstellt. […]
Bücherbus im Landkreis Kronach vor dem Aus?
Der „Fränkische Tag“ berichtet am 22. Februar 2006 unter der Überschrift „Der Landkreis würde ärmer werden“:
Ein Kronacher Urgestein wird es vielleicht bald schon nicht mehr geben: den Bücherbus. Seit 1964 gibt es die mobile Bücherei, die in 78 Ortschaften im Landkreis Station macht. Im 14-tägigen Rhythmus hält der Bus an etwa 80 Haltestellen. Dann können Groß und Klein durch die 4500 Bücher stöbern.
Im Kreistag wurde kürzlich über die Zukunft des Bücherbusses diskutiert. Es wird in Erwägung gezogen, dass es die mobile Einrichtung nicht mehr geben soll, sobald der mittlerweile 19 Jahre alte Bus nicht mehr funktionstüchtig ist oder sein Fahrer Toni Fischer in vier Jahren in Rente geht. Denn die Kosten für einen neuen Bücherbus seien zu hoch.
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Die Auflösung des Bücherbus bedeute, […]dass ein großer Teil der Kreisbevölkerung von Büchern abgeschnitten ist, „vor allem ältere Leute, die nicht mehr mobil sind, jüngere Kinder, die noch nicht an eine weiterführende Schule in Kronach gehen oder junge Mütter mit Kindergartenkindern. Viele würden wahrscheinlich enttäuscht sein, wenn der Bücherbus nicht mehr zu ihnen in den Ort kommt, denn damit würde eine Institution wegfallen, der Landkreis würde ärmer werden“.
Auch die Kinder der Kindergärten und Grundschulen in den Kreisgemeinden freuen sich immer sehr, wenn der Bücherbus an ihrer Einrichtung halte: „Die Kleinen stürmen schon immer richtig in den Bus hinein“, weiß Fahrer Toni Fischer. Das bestätigt auch Michaela Scherbel aus dem Kindergarten Rothenkirchen, der auch alle zwei Wochen angefahren wird. Sie schaue zusammen mit ihren Schützlingen die Bücher im Bus durch und suche dann Lesestoff aus, der den Kindern gut gefällt oder gerade zum Thema passt, das in der Gruppe behandelt wird. So hat der Bücherbus nicht immer die gleiche Auswahl: „Wir wechseln die Bücher natürlich aus, und wenn jemand etwas Spezielles, zum Beispiel für ein Referat braucht, und wir das nicht gleich dabei haben, bringen wir es eben das nächste Mal mit“, erklärt Rudolf Pfadenhauer. Er hofft, dass es vielleicht doch wieder einen neuen Bus gibt, sobald der jetzige nicht mehr einsatzfähig ist. Vielleicht bestünde ja die Möglichkeit, dass sich der Bücherbus auf andere Landkreise ausdehnen lässt. „Auch wenn das nicht sehr realistisch ist“, räumt Pfadenhauer ein. Aber die Hoffnung gibt er nicht auf: „Es gibt ja immer mal wieder Busse, die günstig zu haben sind“, spekuliert er.
Bücherversorgung auch ohne Fahrbibliothek gesichert
… berichtet heute die Parchimer Zeitung. Ein schönes Beispiel dafür, wie man einen Mangel schönreden kann:
Mitte 2005 wurde die „rollende Bibliothek“ des Landkreises eingestellt. Insbesondere die hohen Kosten waren dafür verantwortlich. Die Kreistagsmitglieder hatten das Aus für die Fahrbibliothek mehrheitlich beschlossen. Die Sorge, dass damit die Bücherversorgung insbesondere in den Dörfern viel schlechter werden würde, hat sich nicht bestätigt. Mitarbeiter des Kreismedienzentrums bieten seit August vergangenen Jahres einen speziellen Kurierdienst an. Nach einem genauen Tourenplan, der auch im Internet unter www.lkparchim. de veröffentlicht ist, werden insbesondere Schulen mit Literatur beliefert. Zwei Drittel der Nutzer dieses Service sind erfahrungsgemäß Schüler.
Gewünschte Bücher im Internet bestellen
Die kleinen und großen Leseratten geben ihre Bestellungen direkt bei der Bibliothekarin auf. Ihr steht seit kurzem auch ein Notebook zur Verfügung. Für die Anschaffung der Technik wurde ein Teil des Erlöses aus dem Verkauf der Fahrbibliothek verwandt. Die Bibliothekarin hat nunmehr zum Internet Zugang und kann dort Bestellungen auslösen.
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